Arbeitsplatz mit Rilke Ich liebe mein LebenDer Kalligraph
Ein Mensch, der kalligraphisch oft
auf einen schönen Schriftsatz hofft,
erfährt nicht selten Unverständnis -
von seiner Mitwelt - Lese - Bündbis.

"Was soll der Schreibkram, ganz von Hand?
's gibt doch Computer - hier im Land!"
So schallt's dem Schreibenden entgegen
von den modernen Schrift-Strategen.

Nur die, sich überlegen fühlend
und stets im Digitalen wühlend,
wenn's geht um Schreiben oder Lesen,
sind sie doch "Ganz spezielle Wesen".

Sie wissen kaum - was Schrift bedeutet.
Woher sie kommt - wer sie gedeutet -
Und wer sie weiterschreibend formt.
Sie schreiben stets nur DIN-Genormt.

Der Kalligraf - jedoch - der weiß
die wirklich schöne Schrift - mit Fleiß
und lebenslanger steter Übung -
bringt richtig nur - buchstäblich Fügung.

Wo Zeichen - erst gekonnt gesetzt,
sodann mit weiteren vernetzt -
in kunstgerechter Schrift-Manier,
der Worte Sinn kommt zum Papier.

Ganz ohn' die digitalen Mätzchen
und allgorythmisch gleichen Schätzchen
kommt handgemacht - erst groß - Majuskel,
dann angehängt - und klein - Minuskel.

Zum schön'ren Bild der Aussen-Ansicht
dienen auch - wer weiss das nicht -
Serifen -  und auch schlanke Ranken.
Sie veredeln Schreib-Gedanken.

So schreibt der Mensch, der kalligraphisch treue,
sich ständig mühend um das neue,
Bild der alten Schrift-Gestaltung.
Kulturbewahrend - und mit Haltung.